von Ursula Klane, 07/2018, Photos Bernd Klane, Ursula Klane

Die Zirbelkiefer, auch Arve oder Zirbe genannt, bildet einen besonderen Lebensraum im Zentralbereich der Alpen, am Alpen-Hauptkamm. Sie wächst auf Höhen zwischen 1.700 m und 2.500 m und ist einer der frost-unempfindlichsten Bäume der Alpen.

Diese Kiefer kommt bevorzugt in den Zentralalpen vor, weil das Klima dort von Trockenheit und Strahlungsintensität gekennzeichnet ist, das ist ein kontinentales Klima mit trockenen, heißen Sommern und kalten Wintern. Die aus der Hauptwetter-Richtung Nordwesten anstauenden Tiefdruckzonen des Atlantiks sind dann in der Regel schon an den vorgelagerten hohen Bergketten etwas abgeregnet.

Weiterhin findet die Zirbelkiefer im Zentralalpin ihren bevorzugten Untergrund, silikathaltiges Gestein wie Granit, Gneis oder Schiefer.

Beispiele für diese bevorzugten Standorte sind das Gebiet um den Lukmanierpass in der Schweiz zwischen Tessin und Graubünden oder die südlichen Täler der Ötztaler Alpen in Italien.

Als ausgewachsener Baum erreicht die Zirbelkiefer 15 bis 20 m Höhe. Die Baumform ist besonders im ausgewachsenen Stadium länglich oval.

Diese besondere Wuchsform zeigt sich bereits im juvenilen Stadium. Die Krone kann sich in einer Art Parabel runden. Umgeben von Lärchen sieht man hier eine solch junge Zirbelkiefer.

Auch die Länge der Nadeln ist für eine heimische Kiefernart ungewöhnlich. Die Nadeln der Latschenkiefer, eine Kiefer der nördlichen Kalkalpen, sind vergleichsweise kurz. Durch die langen Nadeln der Zirbe verstärkt sich ein weicher, sich nach innen schließender Eindruck. Die Zirbelkiefer erweckt den Eindruck, als würde sie einen Raum eröffnen, als würde sie Schutz gewähren.

Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Früchte der Zirbelkiefer betrachtet. Die Früchte der Zirbelkiefer sind die Zirbelnüsse, die in einem Zapfen von der Größe eines Hühnereies aneinanderliegen. Die einzelnen Nüsse haben die Form von Maiskörnern.

Der Tannenhäher ernährt sich fast ausschließlich von Zirbelnüssen. Jedes Jahr sammelt ein Tannenhäher rund 100.000 Arvennüsse. Dafür klemmt er den Zapfen an einem geeigneten Platz ein, um die Nüsse herausschlagen zu können. Diesen Platz nennt man Häherschmiede.

Die herausgelösten Nüsse versteckt er an auffälligen Stellen wie Geländekanten oder Felsvorsprüngen. So findet der Tannenhäher auch im hohen Schnee seinen Vorrat leichter wieder. Was er nicht wiederfindet, kann zu einem neuen Baum wachsen oder Eichhörnchen und Mäusen als Nahrung dienen. Damit ernährt der Tannenhäher auch andere Tiere mit und trägt außerdem zur Verjüngung des Baumbestandes bei.

Da diese Ernährung sehr energiereich ist, kann der Tannenhäher auch im Winter in dieser für andere Tiere problematischen Höhe überwintern. In Jahren, in denen wenige Zirbelsamen herangereift sind, muss er in tiefere Lagen ziehen und sich von anderen Samen ernähren.

Geschlossene Zirbenwald-Bestände vermitteln oft einen edlen Charakter im Vergleich zu einem Nadelwald im Tal. Einerseits treten die einzelne Baumindividuen für das Auge besser hervor, andererseits liegt der Wald je nach Licht in einer dunkelgrün-bläulichen, festlich wirkenden Farbstimmung.

In den Zentralalpen ist die Zirbelkiefer auch gerne mit der europäischen Lärche vergesellschaftet, im Zirben-Lärchen-Wald.

eine fremdartig schöne Lilie in unseren Wäldern

von Ursula Klane, 05/2017, Photos Bernd Klane und Ursula Klane

Die Türkenbundlilie (Lilium martagon) ist in der Blühphase eine leicht erkennbare, heimische Pflanze der Liliengewächse.

Sie gedeiht auch im Halbschatten unserer Laubwälder, besonders dann wenn der Boden nährstoffreich und ausreichend feucht ist. Der lehmige Boden ist dafür gut geeignet. Die Lilienart wird dort bis ca. 1 m hoch.

Der Blütenstand steht in einer Art Rispe von einzelnen bis ca. 16 Blüten, wobei sie von unten nach oben aufblühen. Nach und nach wölben sich die jeweils sechs Blütenhüllblätter aufwärts, runden sich vollständig zum Stängel hin, was zu einem turbanähnlichen Eindruck führt. Daher rührt wohl der Name.

Blütezeit ist Juni bis August.

Die Knospen werden offenbar von Rehen gefressen. Gelegentlich sieht man nämlich nur den unteren Teil der Pflanze, ohne Blütenstand. Der Stängel sieht dann abgebissen aus.

Die Laubblätter sind von der Form her lanzettlich. Im unteren Bereich der Pflanze sind sie auf einer Höhe rund um den Stängel angeordnet, das nennt man quirlständig. Nach oben hin stehen die Laubblätter einzeln und versetzt zueinander am Stängel.

Wer im Wald spazieren geht, befindet sich in einem milden, abgeschatteten Licht. Ein Horst von Türkenbundlilien wird durch die Eindrücke des Waldes verhältnismäßig leicht übersehen. Mit etwas Zeit und genauerem Hinsehen nach rechts und links kann man die Pflanze entdecken.

Der Türkenbund eröffnet eine Art eigene, vornehme Sphäre innerhalb des Waldes, die anderen Pflanzen vom Erleben her nicht den Lebensraum nimmt.

Die Türkenbundlilie steht unter Naturschutz. Vielleicht erholt sich in Deutschland seit wenigen Jahren manch ein typischer Standort dieser Lilie. Dass wir uns die Pflanze im Wald ansehen und nicht pflücken, ist deshalb beachtenswert.

Nördlich vom Bodensee können Sie den Türkenbund z.B. am Gehrenberg antreffen. Vom Waldparkplatz am Ortsende in Möggenweiler (Vogelsang) auf der Forststraße zunächst aufsteigend (Richtung N,O); später Höhe haltend (Richtung meist O) sieht man immer wieder einen Lilienhorst nah am Weg.

von Ursula Klane, 04/2020; Photos Bernd Klane und Ursula Klane

1. Einleitung

In unserem Alltag mit seinen unterschiedlichen Anforderungen ist es hilfreich, regelmäßig Besinnungspausen einzulegen, und sich zu manchen Eindrücken oder Ereignissen des Tages ein tiefer gehendes Wahrnehmen zu bilden. Zu schnell gleiten manche Eindrücke des Tages an uns vorüber.

Ein tiefer gehendes Wahrnehmen lässt auch unser Empfinden zu den Ereignissen zunehmen. Damit erleben wir uns insgesamt ruhiger und zentrierter, und auch verbundener mit unserer Umgebung. Der Blick ist wieder freier von Gewohnheiten und Routine.

In einer erweiterten Betrachtung hängt unser psychisches und physisches Wohlbefinden von regelmäßigen Besinnungspausen ab. Ohne Übertreibung darf man sogar sagen, unsere psychische und physische Gesundheit hängt von regelmäßigen Besinnungspausen ab.

Den Hintergrund bzw. die Einbettung zu diesem bedeutungsvollen Zusammenhang können Sie in einer Broschüre1) nachlesen.

Eine Empfindung unterscheidet sich grundsätzlich von einem mehr enthusiastischen Gefühl oder einer Anschauung, die allein vom logischen Verstand, vom Intellekt ausgeht. Im Alltag bewegt sich der Erwachsene jedoch häufig zwischen den intellektuellen Erfordernissen und emotionalen, enthusiastischen Regungen hin und her.

Durch die Empfindung kommt dem Menschen mehr die Eigenart des Gegenübers, z.B. eines Naturgegenstandes, ins Bewusstsein. Man sagt auch, das „Wesen“ der Sache drückt sich dadurch vermehrt aus. Somit drückt eine Empfindung eine Eigenschaft oder Eigenheit aus, die uns sonst eher verborgen bliebe.

Es liegt in der Natur des Menschen, die Umgebung nicht einfach nur hinzunehmen, sondern durch Interesse und Hinschauen eine vertiefende Verbindung aufzubauen. Wie kann das aussehen? Eine Möglichkeit der Annäherung ist unsere neuzeitliche Wissenschaft, die die Materie im äußeren Erscheinungsbild genauestens untersucht. Wir werden aber im Folgenden sehen, dass diese Untersuchung – bleibt es nur dabei – eher sezierend und fragmentierend wirkt und daher für den inneren Menschen unbefriedigend bleibt.

Mitunter erfreuen wir uns relativ oberflächlich der Natur, in dem wir emotional feststellen: Ach, ist das herrlich grün! Das Schwärmerische trägt jedoch kein tragfähiges Erleben, keine empfindungsvolle Regung in sich. Das Schwärmerische trägt Projektionen in sich und wirkt im Gegenteil letztendlich sogar isolierend.

Eine zusätzliche Art, eine weitere Art der Annäherung ist erforderlich. Diese ergänzt bzw. erweitert einen rein naturwissenschaftlichen Ansatz: die Naturbetrachtung zur Entwicklung von Empfindungskraft. Die Natur spricht sich nicht allein durch rein wägbare, zählbare Sachverhalte aus. Sie spricht sich auch nicht durch schwärmerisches Verhalten von uns aus. Vielmehr erleben wir Naturerscheinungen über zusammenhängende Eindrücke und Empfindungen.

Die begrünte Natur zu erleben ist für unser Wohlbefinden ausschlaggebend wichtig. Viele Redewendungen zeugen von ihrer Erholsamkeit. Wir blicken ins Grüne, man geht im Grünen spazieren, man wählt ein frisches Grün als Raumfarb-Anstrich. Arztpraxen und Krankenhäuser bekleiden Wartezimmer mit grün gestrichenen Wänden, mit Wald- oder Wiesenfotografien.

Im Folgenden wollen wir eine kurze naturwissenschaftliche Betrachtung zur Farbe grün anregen, und im Anschluss eine Bewusstseinsübung nahebringen, die jeder Interessierte über mehrere Tage hintereinander ausführen kann.

Üblicherweise nehmen wir ein Phänomen kognitiv oder intellektuell auf. Begegnen wir etwas Neuem, wollen wir eine uns gestellte Aufgabe lösen, es beginnt unser Intellekt zu arbeiten. Schnellstmöglich versuchen wir das Gesagte zu erfassen und die Aufgabe zu einem befriedigenden Ergebnis zu führen. Dabei steht das verstandesgemäße Erfassen, das intellektuelle Verstehen, an erster Stelle. Unser Berufsalltag ist häufig von dieser Qualität.

Das Problem ist aber, dass man durch den „bloßen Intellekt“ ein Phänomen in Einzelteile zerlegt, und das, was der Erscheinung inne liegt, nicht wirklich wahrnehmen kann.

Johann Wolfgang von Goethe hat diesen Verlust folgendermaßen beschrieben:

Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben,

Sucht erst den Geist herauszutreiben.

Dann hat er die Teile in seiner Hand.

Fehlt leider! nur das geistige Band.

Carl Friedrich von Weizsäcker, Physiker und Philosoph, hat diesen Verlust so ausgedrückt:

Die Auflösung der Wirklichkeit in ein Geflecht von Kausalfäden ist ein Irrtum.

Eine Kultur, welche die Wirklichkeit so missversteht, kann nicht anders,

als die Wirklichkeit zu zerstören, die sie zu beherrschen und zu verbessern meint.7)

Mit diesen einleitenden Betrachtungen gehen wir über zu Aspekten der naturwissenschaftlichen Betrachtung der Farbe grün.

2. Naturwissenschaftliche Betrachtungen zum Pflanzengrün

Das Chlorophyll übernimmt zu einem großen Anteil die Photosynthese-Leistung der Pflanze (Carotine assistieren dem Chlorophyll bei der Photosynthese). Chlorophyll nimmt Anteile des Sonnenlichts auf und reflektiert andere, dadurch sehen wir es „grün“.

Im folgenden wird die Photosynthese kurz erläutert.

Photosynthese der Pflanzen:

Mithilfe der Photosynthese ernähren sich Pflanzen während des Tages. Aus Kohlendioxid und Wasser, welches die Pflanze aus der Umgebung aufnimmt, erbaut sie unter Anwesenheit von Sonneneinstrahlung Glukose. Bei der Reaktion wird Sauerstoff frei den die Pflanze in ihre Umgebung abgibt.

Im folgenden ist das Beschriebene als chemische Gleichung dargestellt, als sog. Summengleichung der Photosynthese:

6 CO2 + 6 H2O ——hν(Sonnenlicht)——> C6H12O6 + 6 O2

Kohlendioxid und Wasser ergibt mit Sonneneinstrahlung Glukose und Sauerstoff

In den Zellen der Blätter sind sog. Chloroplasten enthalten, in welchen die Photosynthese stattfindet.

Zum Chlorophyll:

Chemisch gesehen besteht Chlorophyll aus einer Ringstruktur, aus einem Porphyrin-Gerüst.

oben: Porphyrin-Gerüst; deutlich ist der Wechsel aus Einfach- und Doppelbindungen erkennbar. Dieser Wechsel von Einfach- und Doppelbindungen ist hier sozusagen formal dargestellt. In der Realität liegen die freien Elektronen über das Molekül verteilt vor, man nennt sie deshalb delokalisierte Elektronen. Die Delokalisierung der Elektronen ist verantwortlich für den Lichteinfang bzw. die Farbwirkung. 2) Porphyrine sind Farbstoffe. Der beschriebene Bau des Moleküls ist verantwortlich für die Farbwirkung.

Das Chlorophyll in Pflanzen absorbiert das Licht insbesondere im roten Bereich (ca. 680 nm, 700 nm). Unsere Augen sehen das zurückgeworfene Sonnenlicht, dem dieser rote Anteil somit fehlt, und wir empfinden dies als „grün“.

In der Mitte dieses Gerüsts sitzt beim Chlorophyll ein Magnesium-Atom (Mg), siehe Grafik untenstehend. Ein erstaunliches Phänomen ist, dass das Porphyrin-Gerüst im Körper des Menschen ebenfalls eine wichtige Aufgabe hat, nämlich den Sauerstoff im Blut zu transportieren. Für diese Aufgabe ist das Zentralatom Eisen (Fe) relevant anstatt Magnesium (Mg). In der Bauweise mit Fe als Zentralatom entsteht der Farbstoff, der Häm genannt wird und den farbigen Bestandteil des Hämoglobins ausmacht, den wir „rot“ sehen. Häm absorbiert Licht im blaugrünen Bereich und erscheint dem menschlichen Auge deshalb rot. 3) Im folgenden sind die beiden Farbstoffe Chlorophyll und Häm abgebildet.

Links ist Chlorophyll abgebildet, welches in Pflanzen vorkommt, rechts Häm, ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Bluts.

Diese naturwissenschaftlichen Betrachtungen sind sehr interessant und wichtig. Jedoch bringen sie uns einem tieferen Erleben der Farbe grün noch nicht erheblich näher. Wir bewahren das bisher Gelesene im Hintergrund und machen weitere Schritte in der Betrachtung.

3.Weitere Beobachtungen

Wenn wir durch die Natur gehen, erleben wir Farb- und Lichteindrücke ganz unterschiedlicher Herkunft. Von der Sonnenstrahlung, die auf eine Pflanze auftrifft, wird je ein Teil an der Oberfläche des Blatts reflektiert (sog. Reflexion), ein Teil wird vom Blatt aufgenommen (sog. Absorption) und wieder selektiv abgestrahlt und ein Teil wird durch das Blatt hindurchgelassen (sog. Transmission). Wir empfangen vielfach verändertes Sonnenlicht. Es lohnt sich, in der Natur diese unterschiedlichen Lichtphänomene einzeln wahrzunehmen.

Transmission von Licht

Weichlaubige und dünne Blätter lassen mehr Sonnenlicht durch sich hindurch als derbe Blätter. Es sind meist die jungen Blätter des Frühjahres (links: Eichenblätter).

Im Hochsommer kann es hingegen unter einem Blätterdach vergleichsweise dunkel sein, wenn diese Lichtdurchlässigkeit nicht mehr besteht.

Reflexion von Licht

Im Sommer werden Blätter von Bäumen in der Regel kräftiger oder derber. Trifft in einem bestimmten Winkel Licht auf glatte Oberflächen von Blättern, so wird das Sonnenlicht wie von einem Spiegel reflektiert. Es dringt also gar nicht erst in die Blattsubstanz ein. Deutlich auf dem Photo ist zu sehen, wie die Blätter der Birke einen Teil des Sonnenlichts weiß oder silbern zurückwerfen oder reflektieren. Die Krone des Baumes glitzert im windstillen Mittagslicht.

Absorption von Licht

In diesem Licht leuchtet das Gras in einem „satten“ grün. Ein Teil des Sonnenlichtes wird von den Halmen in die Tiefe der Pflanzensubstanz aufgenommen. Metaphorisch ausgedrückt: Wir sehen das grüne Licht des Grases und nicht mehr das der Sonne. Geringfügig ist die Reflexion des Sonnenlichtes zu erkennen.

 

Meistens ist der Gesamteindruck ein lebendiges Zusammenspiel dieser drei Einzelphänomene, wie man es beispielsweise hier im Wald sieht.

4. Naturbetrachtung zur Farbe grün

Um das geistige Band, die Wirklichkeit, wie es vorher durch die Zitate von v.Goethe und v.Weizsäcker angeklungen ist, näher zu bringen, braucht es zusätzlich zu den bisherigen Betrachtungen geisteswissenschaftliche Erkenntnisse.

Nachfolgend ist ein Geisteswissenschaftler der Gegenwart zitiert, Heinz Grill4). Heinz Grill hat vielfach Naturerscheinungen, Menschen und andere Weltenphänomene in ihrem inneren „Wesen“ erforscht und beschrieben.

Mit dem Begriff „Wesen“ sei das einer sichtbaren Erscheinung innliegende Phänomen benannt, welches für die fünf bekannten Sinnesorgane nicht wahrnehmbar ist, jedoch die Naturerscheinung ursächlich ausmacht bzw. diese ursächlich belebt. Es braucht für die Wahrnehmung des innliegenden Phänomens Erkenntnismethoden, die weitere „Sinnesorgane“ im Menschen hervorbringen bzw. weiterentwickeln.

Zu der Ergründung einer Naturerscheinung schreibt H.Grill:

Je tiefer die Erscheinungen der Naturschöpfung in das Bewusstsein rücken, um so mehr wird sich der Übende bewusst, dass alles Sichtbare eine gewisse Widerspiegelung oder manchmal Umkehrung von dem ist, was einstmals im Geistigen war …. Wir sehen selbst die Welt spiegelverkehrt …. Wenn wir die Ursache im Geiste, die einem Phänomen zugrunde liegt, suchen wollen, so dürfen wir nicht davon ausgehen, dass wir sie direkt über die Beobachtung der Stoffeswelt finden. Eine längere Reihe von weiteren Beobachtungen und Gedanken sind notwendig, damit sich das Bewusstsein in ein empfangendes und ruhiges Verhältnis zu der Antwort geben kann.  …. 5)

Um der Empfindung der Farbe grün näher zu kommen, soll nachfolgender Gedankengang von H.Grill betrachtet werden:

... Der Übende erlebt, dass ihn die Farbe auf einer Art horizontalen Ebene mit der Natur und der Umgebung verbindet. Das grün wirkt unmittelbar auf das Seelenleben des Menschen und bindet ihn stärker in die Landschaft ein, ohne ihm einen Anlass zu Überheblichkeit zu geben. Durch das grün fühlt sich der Mensch auf gleichwertiger Ebene mit der Natur und der Welt verbunden. Er lässt seinen Kopf weder nach oben hin in stolze, schwärmerische Ausflüchte steigen noch lässt es ihn zurücksinken in eine dumpfe Müdigkeit. Was ist das Ideal der Farbe grün? Das grün gibt dem Menschen für seine seelischen Empfindungen eine natürliche eingebundene Ordnung und integriert ihn in das Naturgeschehen.6)

Um sich diesem Gedankengang anzunähern genügt ein einmaliges Lesen oder Betrachten des Bildes im Buch oder in der Natur nicht. Es genügt auch nicht, dass man den beschriebenen Gedanken intellektuell zur Kenntnis nimmt.

Es braucht stille Phasen am Tag, in denen der Übende wiederholt die eigene Erinnerungs-, Vorstellungskraft und Gedankenkraft schult. Und es braucht Wiederholung.

Hier ist eine Bewusstseinsübung vorgeschlagen, bei der der Mensch aus einer Umgebung ohne jegliches grün kommend nach und nach hineingeht in eine Landschaft mit zunehmend grüner Landschaft. Versetzen Sie sich in die folgende Situation: Sie haben einige Tage in höheren Lagen am Berg verbracht. Ihre Umgebung war felsig oder Felsen voll Schnee oder Eis. Rundum konnte der Blick in die Weite schweifen. Die Farbeindrücke waren steinfarben, weiß und blau.

Nach mehreren Tagen Aufenthalt in der Höhe steigen Sie ab Richtung Tal. Der Abstieg führt zunächst über felsiges Gelände und Geröllhalden

und danach weiter ins Grüne: Es beginnt die Almregion und der Blick schweift auch über die bewaldeten gegenüberliegenden Hänge.

Schließlich nimmt der Wald den Wanderer auf.

Ablauf der Übung

Nehmen Sie sich für die Übung 10 bis 15 Minuten Zeit.

Setzen Sie sich dafür auf einen Stuhl oder auf den Boden und achten Sie auf den aufgerichteten Rücken. Der aufgerichtete Rücken ermöglicht vergleichsweise mehr Wachheit.

Erinnern Sie zunächst die verschiedenen naturwissenschaftlichen Beobachtungen. Stellen Sie sich anschließend die beschriebene Situation wiederholt vor. Erleben Sie bewusst das Herabkommen aus der felsigen, verschneiten oder vereisten Hochregion des Gebirges in immer mehr grün. Wem es näher liegt, kann sich vorstellen nach einigen Tagen auf dem Wasser zurück an Land ins Grüne zu kommen. Jedenfalls kommt es auf eine Region an, welche keinen grünen Bewuchs trägt und welche Sie für ein paar Tage ununterbrochen als unmittelbare Umgebung bereist hatten. Nehmen Sie weiterhin auch den Gedankengang von Heinz Grill in der Übungsphase immer wieder hinzu.

Mit etwas Zeit und Wiederholung werden Sie ein Empfinden bekommen, dass Ihnen ein Gefühl von Dankbarkeit vermittelt, „zurück“ im Grünen zu sein. Sie werden etwas Aufnehmendes erleben können, etwas das Sie natürlich ins Leben einbettet, was mit der Farbe grün in Verbindung steht.

Quellenangaben bzw. Literaturempfehlungen:

1) Bernd Klane: Die Ordnung der Seelenkräfte im Yoga, Eigenverlag

2) Dickerson/Geis: Chemie – eine lebendige und anschauliche Einführung, VCH 1986, S. 479

3) Linder: Biologie, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stgt. 18.Auflage, S. 20

4) Über seine geisteswissenschaftlichen Forschungen hinaus ist Heinz Grill Alpinist und Erstbegeher von weit mehr als 100 Klettertouren, Heilpraktiker, Yogalehrer und Autor. Er hat über seine geisteswissenschaftlichen Forschungen Dutzende von Büchern und Broschüren veröffentlicht zu Themen wie Pädagogik, Medizin, Ernährung, Natur und Alpinismus, Architektur und weiteren Themengebieten.

5) Heinz Grill: Der Archai und der Weg in die Berge – Eine spirituell praktische Anleitung in der Ergründung der Wesensnatur des Berges, Lammers-Koll-Verlag 1999, S. 30 ff.

6) Heinz Grill: Das Wesensgeheimnis der psychischen Erkrankungen Synthesia–Verlag 2010, S. 222

7) Carl Friedrich von Weizsäcker, Gopi Krishna: Yoga und die Evolution des Bewusstseins, Crotona Verlag 2010, S. 17

Eine Naturbetrachtung zur Empfindungsentwicklung in zwei Teilen

von Ursula Klane, 12/2015, Photos Bernd Klane, Ursula Klane, Frieder Bauer

In unserem Alltag mit seinen unterschiedlichen Anforderungen ist es hilfreich, regelmäßig Besinnungspausen einzulegen, und sich zu manchen Eindrücken oder Ereignissen des Tagesein tiefer gehendes Wahrnehmen zu bilden. Zu schnell gleiten viele Eindrücke des Tages anuns vorüber. Eine Wahrnehmung zum Gegenüber lässt das Empfinden zunehmen. Auf längere Zeitgesehen erlebt sich der einzelne insgesamt ruhiger und zentrierter, und auch verbundener mit seiner Umgebung. Der Mensch erfährt eine Kräftigung in seinem Inneren. Einneuerliches, kreatives Nach-Außen-Gehen wird leichter möglich.

 

Das emotionale oder intellektuelle Erleben im Gegensatz zum empfindsamen Erleben

Eine Empfindung unterscheidet sich grundsätzlich von einem mehr enthusiastischen Gefühl,von einer Emotion oder einer Denkweise, die nur äußerlich wahrnehmbare Gegebenheitenberücksichtigt. Mit dem Empfinden erlebt der Mensch mehr die Eigenart des Gegenübers,z.B. einer Naturerscheinung. Somit drückt eine Empfindung eine Eigenschaft oder Eigenheit aus, die uns sonst vielleicht verborgen bliebe.Dieser Artikel will eine Möglichkeit aufzeigen, wie wir den Alltag mit kleinen Übungendahingehend erweitern können. Der Schnee wurde aus der Jahreszeit heraus gewählt.Zunächst können wir an das Thema ‚Schnee‘ mit physikalischen Betrachtungen herangehen,indem wir uns seine vielseitige und interessante Bildung kurz vergegenwärtigen. Schnee entsteht in einer Wolke, wenn die Temperatur dort tief genug ist. Das unterkühlte Wasser legt sich an sog. Kondensationskerne, z.B. Staubpartikel, an. Das Eigengewicht lässt den anwachsenden Kristall langsam absinken. Auf seiner Reise zum Boden wächst er weiterdurch den unterschiedlichen Dampfdruck zwischen Eis und unterkühltem Wasser zu einemsechseckigen Kristall heran. Aufgrund witterungsbedingter Gegebenheiten wie z.B.Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Thermik ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten, inwelcher Form der Schneekristall an der Erdoberfläche ankommt. Diese aus der Naturwissenschaft kommenden Eindrücke bilden eine wichtige Grundlage, dienachfolgend noch ergänzt bzw. erweitert wird.Vielleicht werden wir als weitere Möglichkeit, wenn wir ‚Schnee‘ hören, unterschiedlicheGefühle erleben, z.B. jenes, dass wir froh sind, wenn kein Schnee fällt, wenn wir täglich als Pendler unterwegs sind, oder weil wir die warme Jahreszeit mehr schätzen. Oder aber wirfreuen uns über reichlich Schneefall, wenn eine winterliche Reise vor uns liegt. Auch solche Eindrücke sollen nicht in Vergessenheit geraten, sondern wir lassen sie momentan einmal beiseite.

Nun wollen wir einen Gedanken zum Schnee kennen lernen, der der Erscheinung des Schnees, wie eingangs erwähnt, mehr in der Tiefe nahe kommt. Dafür betrachten wir einen Gedanken aus einem geisteswissenschaftlichen Zusammenhang: Heinz Grill, ein ganzheitlicher Forscher der Gegenwart, hat über den Schnee geschrieben, dass er ein Sinnbild für die Wärme ist (Quelle: H.Grill: Der Archai und der Weg in die Berge –Eine spirituell praktische Anleitung in der Ergründung der Wesensnatur des Berge
Lammers-Koll-Verlag 2. Auflage 2002). Am Ende dieses Artikels (S.7) befindet sich das Originalzitat.

Zunächst kann uns der Gedanke, dass der Schnee ein Sinnbild für die Wärme ist, ungewöhnlich anmuten. Schneefall fällt in der Regel mit der kalten, licht- und wärmearmen Jahreszeit zusammen. Greifen wir in den Schnee, fühlt er sich kalt an. Je nach Temperatur kommen die Flocken mehr trocken-kalt und leicht oder mehr nass-kalt und schwer von den Wolken herab.
Die Verdichtung von Schnee führt unter anhaltend frostigen Klimabedingungen zur Bildung von Eis, das wir als Gletscher vor allem im Hochgebirge oder zu den Polen hin antreffen.
Im Folgenden wollen wir den Schnee noch intensiver wahrnehmen, indem wir uns detaillierte
Vorstellungen zum Schnee und naturgegebenen Zusammenhängen bilden. Das ist der erste Teil dieser Übung.

1. Teil der Übung:  Vorstellungen und Überlegungen zum Schnee

Der Winter mit einmal klaren, kalten und dann wieder niederschlagsreichen Tagen ist im Jahreslauf in Nord- und Mitteleuropa für den Menschen und die Natur eher eine Zeit der Ruhe und Introversion. Die Sonne und die Wärme haben sich zurückgezogen. Damit entsteht auch eine gewisse Einschränkung für den Menschen. Draußen zu sein, sich im Freien aufzuhalten erfordert z.B. mehr Planung. Eine gewisse Leichtigkeit und Unbeschwertheit der warmen Monate des Jahres sind vorbei.
Mit den kalten, kurzen Wintertagen entsteht aber auch eine Zeit der Ruhe. Diese Ruhe entsteht vor allem in den Wochen über den Jahreswechsel, wenn manche Verpflichtungen des Alltags ruhen. Aber nicht nur dann, sondern überhaupt bringen Wintertage von der Tendenz her mehr Rückzug, aber auch mehr Beschaulichkeit oder gar Besinnlichkeit mit sich.
Die Natur ruht im Winter ebenfalls. Der Saftstrom in den Pflanzen ist mit der sinkenden Sonne im Herbst immer weiter zurückgegangen. Zahlreiche Tiere halten Winterruhe oder Winterschlaf, und die Samen des Herbstes warten auf dem Boden oder in der Erde auf ein Keimen im Frühjahr. So manche Samen benötigen dafür den winterlichen Frost.
Die Winterruhe wird in unseren Breiten durch eine alles einhüllende Schneedecke noch verstärkt.

Fällt Schnee bei leichten Minusgraden, ist er relativ trocken und die einzelnen Kristalle legen sich federleicht aneinander.
Über die Zeit entstehen unzählige Zwischenräume, die mit Luft gefüllt sind.Die Luftkammern sorgen dafür, dass die anwachsende Schneedecke wie eine Isolation wirkt.
So ist ein tief verschneiter Boden vor Auskühlung geschützt, zumal auch der Wind nicht unmittelbar angreifen kann.
Je mächtiger die Schneedecke ist, umso mehr dämpft sie das Tageslicht herab. Die vergleichsweise stärkere Dämmerung in der Tiefe der Schneedecke oder gar im Boden begünstigt die Winterruhe zusätzlich.

 

Höhere Temperaturen in wenigen Metern Bodentiefe sorgen dafür, dass Schnee an der Bodenoberfläche, unter der Schneedecke, schmilzt. Das entstehende Wasser versickert und hält auf diese Art den winterlichen Boden feucht.

 

 

 

 

 

Der Schnee legt sich um die Pflanzen, kleidet sie ein und schützt sie wie den Boden vor Kälte, Wind und Trockenheit.
Beeren, die noch an den Zweigen hängen, sind aufgrund ihrer leuchtenden Farben oft das Erste, was z.B. Vögel von weitem entdecken (rechts). Viele Insekten haben sich vor dem Frost unter Baumrinden oder in Astlöchern verkrochen. Ihnen ist der Schnee ein willkommener Schutz, um die Kälte zu überstehen.
Auch an Bäumen und Sträuchern sind Zweige, Triebe, Nadeln oder Knospen durch den Schnee geschützt.

 

 

 

 

Große Schneemengen führen dazu, dass die Äste der Fichten immer weiter Richtung Boden gedrückt werden. Damit geht einher, dass sich die Baumkrone nach innen wie verschließt, was so manchem Baumbewohner zugute kommt.
Wild wie beispielsweise Hasen suchen Schutz im Schnee. Dafür lassen sie sich für kurze Zeit richtiggehend einschneien, bis sie der Hunger wieder weiter treibt.

 

 

 

 

Der Schnee bietet einerseits Schutz, andererseits ist das Vorankommen beschwerlich, zumal Kälte und wenig Nahrung den Tieren zu schaffen machen.
(rechts: junger Steinbock)

 

 

 

 

 

Eine hohe Schneedecke vermittelt den Eindruck von weichen, runden Formen. Unebenheiten im Gelände werden sanft ausgeglichen und verschwinden mit zunehmendem Schneefall immer weiter.
So wirkt der Schnee gerade auch in höheren Lagen wie ein weiches, einhüllendes Kleid.

 

 

 

Gerade in der winterlichen Dämmerung nehmen wir das Einkleidende des Schnees besonders wahr. Ohne ihn würden die einzelnen Konturen schneller verschwinden, und es wäre länger dunkel.

 

 

 

 

Die Helligkeit in der heranbrechenden Nacht lässt vielleicht ein anheimelndes Gefühl aufkommen.

Selbst nachts wird es mit dem Weiß des Schnees nicht vollständig dunkel. So bleibt das Licht in den kurzen, sonne- und wärmearmen Winter­tagen auf diese Weise etwas erhalten.

 

 

2. Teil der Übung: Zeitraum der ruhigen Konzentration

In einem zweiten Teil der Übung können wir folgende Konzentration ausführen: Stellen wir uns für wenige Minuten eine möglichst naturnahe Landschaft in Nord- bzw. Mitteleuropa vor; ohne Verbauungen oder landwirtschaftliche Nutzung.
Stellen wir uns diese Landschaft vor dem inneren Auge nacheinander mit zwei unterschiedlichen winterlichen Szenarien vor:
– einmal während Frost, ohne Schnee
– einmal während Frost, mit einer hohen Schneedecke.
Nehmen Sie den Ausgangsgedanken hinzu, dass der Schnee ein Sinnbild für Wärme darstellt. Erinnern Sie sich nur an diesen Gedanken, beobachten Sie ihn, als würde er geschrieben vor Ihnen stehen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht ins Rätseln verfallen.
Für diesen zweiten Teil sind wiederum einige Minuten Zeit erforderlich. Die Übung kann im Sitzen oder im Stehen ausgeführt werden. Für die Aufmerksamkeit ist es hilfreich, den Rücken aufrecht zu halten. Die Augen können offen oder geschlossen sein. Halten wir jede der beiden Situationen für ca. fünf Minuten in der Vorstellung, und beobachten auch das jeweilige Erleben.

Führen wir eine solche Übung über einen Zeitraum wiederholt aus, z.B. in einem Wechsel von drei aufeinanderfolgenden Tagen und anschließender Pause, wird sich über Wochen so mancher Eindruck einstellen, wie der Schnee den Winter verändert. Vielleicht erleben wir den Schnee in den kalten, lichtarmen Wintertagen zunehmend auch als eine Art Geschenk und weniger als Hindernis im Alltag.

Originaltext : Der Schnee als wärmender Mantel

Heinz Grill, ein ganzheitlicher Forscher der Gegenwart, schreibt zu der Ergründung einer Naturerscheinung im Allgemeinen und anhand des Beispiels Schnee folgendermaßen :
.. Je tiefer die Erscheinungen der Naturschöpfung in das Bewusstsein rücken, um so mehr wird sich der Übende bewusst, dass alles Sichtbare eine gewisse Widerspiegelung oder manchmal Umkehrung von dem ist, was einstmals im Geistigen war….Wir sehen selbst die Welt spiegelverkehrt …. Wenn wir die Ursache im Geiste, die dem Phänomen des Schnees zugrunde liegt, suchen wollen, so dürfen wir nicht davon ausgehen, dass wir sie direkt über die Beobachtung der Stoffeswelt finden. Eine längere Reihe von weiteren Beobachtungen und Gedanken sind notwendig, damit sich das Bewusstsein in ein empfangendes und ruhiges Verhältnis zu der Antwort geben kann. Die Antwort über das wirkliche Bild, das dem Schnee zugrunde liegt, kann durch das eigene Innere letztendlich nicht erfolgen. So können wir uns als Übende nur in eine klare Einordnung und in tiefere und präzisere Gedanken hineinbegeben, damit wir einmal über die ausgeprägte Ruhe und Schärfe der Gedankenbildung das geistige Ergebnis erahnen und im Bewusstsein selbst empfangen lernen. Der Schnee trägt eigentümlicherweise das Sinnbild der Wärme. Der Schnee offenbart mit seiner Impression ganz tief den Charakter der Wärme. Seine Erscheinung ist der Ausdruck der Wärme. Der Schnee ist Wärme.
An diesem Beispiel sehen wir deutlich, wie ein schnellfertiges Urteil, das aus den oberflächlichen, ersten Gefühlen entstehen könnte und das mehr den äußeren, nervlichen Wahrnehmungen entspräche, den Schnee als die Region der Kälte bezeichnen würde. Hier aber zeigt sich bereits die erste eigenartige Umkehrung, die vom Geist zur Materie besteht. Die Kälte ist nur die sensible Nervenreaktion, die der Mensch in sich spürt, wenn er auf Schnee stößt und Schnee in den Händen hält. Vorerst ist das Gefühl eine Kälteempfindung und somit ein Frösteln. Die tieferen Gedanken aber zeigen bereits in die Richtung der Antwort, die sich über längere Zeit der Kontemplation immer besser und klarer herausformen wird.
Dazu sind folgende Bilder und Überlegungen wichtig: Während der Winterzeit ruht die Erde mehr in stiller Verlassenheit gegenüber den kosmischen Welten. Das Licht zieht sich weit zurück, und mit dem Licht ziehen sich die Wärmeeinflüsse der Sonne zurück. Während dieser sonnenarmen Wintertage neigt die Erde nahezu zu einem Erstarren. Dieses Erstarren ist aber nicht wirklich der Fall, denn wenn die Winterwolken aufziehen, so schüttet sich eine neue Materie aus. Diese Materie ist der Schnee. Sie gibt einen Schutzmantel für die Erde und sie kleidet die Berge wie auch die Landschaften in ein weiches Kleid. Der Schnee ist die Antwort auf den Rückzug der Sonne, und so ist der Schnee das Bild der Wärme, das dem Menschen und der Erde gegeben wird. Es ist dies wie ein feiner Ausgleich, eine Art Gnadengabe für die kalte und starre Zeit des Winters. Tatsächlich wird jener, der ein feinfühliges Herz besitzt, den Schnee als eine Gabe empfinden und sich an ihm erfreuen. Er wird die Gabe der Wärme empfinden, die die Schöpfung ausschüttet. ….
( Auszug aus dem Buch von Heinz Grill Der Archai und der Weg in die Berge – Eine spirituell praktische Anleitung in der Ergründung der Wesensnatur des Berges, S. 30 ff., Lammers-Koll-Verlag, 2. Auflage 2002).