von Ursula Klane, 07/2018, Photos Bernd Klane, Ursula Klane
Die Zirbelkiefer, auch Arve oder Zirbe genannt, bildet einen besonderen Lebensraum im Zentralbereich der Alpen, am Alpen-Hauptkamm. Sie wächst auf Höhen zwischen 1.700 m und 2.500 m und ist einer der frost-unempfindlichsten Bäume der Alpen.
Diese Kiefer kommt bevorzugt in den Zentralalpen vor, weil das Klima dort von Trockenheit und Strahlungsintensität gekennzeichnet ist, das ist ein kontinentales Klima mit trockenen, heißen Sommern und kalten Wintern. Die aus der Hauptwetter-Richtung Nordwesten anstauenden Tiefdruckzonen des Atlantiks sind dann in der Regel schon an den vorgelagerten hohen Bergketten etwas abgeregnet.
Weiterhin findet die Zirbelkiefer im Zentralalpin ihren bevorzugten Untergrund, silikathaltiges Gestein wie Granit, Gneis oder Schiefer.
Beispiele für diese bevorzugten Standorte sind das Gebiet um den Lukmanierpass in der Schweiz zwischen Tessin und Graubünden oder die südlichen Täler der Ötztaler Alpen in Italien.
Als ausgewachsener Baum erreicht die Zirbelkiefer 15 bis 20 m Höhe. Die Baumform ist besonders im ausgewachsenen Stadium länglich oval.
Diese besondere Wuchsform zeigt sich bereits im juvenilen Stadium. Die Krone kann sich in einer Art Parabel runden. Umgeben von Lärchen sieht man hier eine solch junge Zirbelkiefer.
Auch die Länge der Nadeln ist für eine heimische Kiefernart ungewöhnlich. Die Nadeln der Latschenkiefer, eine Kiefer der nördlichen Kalkalpen, sind vergleichsweise kurz. Durch die langen Nadeln der Zirbe verstärkt sich ein weicher, sich nach innen schließender Eindruck. Die Zirbelkiefer erweckt den Eindruck, als würde sie einen Raum eröffnen, als würde sie Schutz gewähren.
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Früchte der Zirbelkiefer betrachtet. Die Früchte der Zirbelkiefer sind die Zirbelnüsse, die in einem Zapfen von der Größe eines Hühnereies aneinanderliegen. Die einzelnen Nüsse haben die Form von Maiskörnern.
Der Tannenhäher ernährt sich fast ausschließlich von Zirbelnüssen. Jedes Jahr sammelt ein Tannenhäher rund 100.000 Arvennüsse. Dafür klemmt er den Zapfen an einem geeigneten Platz ein, um die Nüsse herausschlagen zu können. Diesen Platz nennt man Häherschmiede.
Die herausgelösten Nüsse versteckt er an auffälligen Stellen wie Geländekanten oder Felsvorsprüngen. So findet der Tannenhäher auch im hohen Schnee seinen Vorrat leichter wieder. Was er nicht wiederfindet, kann zu einem neuen Baum wachsen oder Eichhörnchen und Mäusen als Nahrung dienen. Damit ernährt der Tannenhäher auch andere Tiere mit und trägt außerdem zur Verjüngung des Baumbestandes bei.
Da diese Ernährung sehr energiereich ist, kann der Tannenhäher auch im Winter in dieser für andere Tiere problematischen Höhe überwintern. In Jahren, in denen wenige Zirbelsamen herangereift sind, muss er in tiefere Lagen ziehen und sich von anderen Samen ernähren.
Geschlossene Zirbenwald-Bestände vermitteln oft einen edlen Charakter im Vergleich zu einem Nadelwald im Tal. Einerseits treten die einzelne Baumindividuen für das Auge besser hervor, andererseits liegt der Wald je nach Licht in einer dunkelgrün-bläulichen, festlich wirkenden Farbstimmung.
In den Zentralalpen ist die Zirbelkiefer auch gerne mit der europäischen Lärche vergesellschaftet, im Zirben-Lärchen-Wald.